SHG-Treffen am 13./14.09.2019 in Gau-Bickelheim, Schweinothek
Am Freitag, dem 13.09.2019, reisten sehr aktive Menschen aus vielen Teilen Deutschlands nach Gau-Bickelheim, um dort ein Wochenende zu verbringen.
Warum?
Weil es für sie nichts Schöneres gibt, als eine SHG durch Beteiligung lebendig zu halten.
Wer sind sie?
Menschen mit Handicap, beinamputiert und trotzdem mobil.
Genau – trotz allem sind sie aktiv und leben ihr Leben mit ganz viel Freude.
Was tun sie?
Sie hören interessanten Vorträgen zu, tauschen sich aktiv aus, lachen und essen gemeinsam, schenken einander Zeit.
Reise nach Uganda zum Verein „Pro Uganda – Prothesen für ein neues Leben“
Freitag, 13.09.2019: Vortrag über eine Reise nach Uganda zum Verein „Pro Uganda – Prothesen für ein neues Leben“.
Die dortigen Verhältnisse der Prothesenversorgung bzw. der rudimentären Versorgung von Menschen, die alles dafür geben und auf sich nehmen, um einen adäquaten Ersatz für ihren Verlust von Arm oder Bein zu erhalten, werden eindrücklich geschildert.
Stundenlange Märsche von weit her – ohne wirklich sicher zu sein, auch eine Prothese angepasst zu bekommen. Sind denn die richtigen Passteile da? Die Hoffnung ruht auf dem Verein und seinen engagierten Technikern.
Uganda ist ein armes, kaum entwickeltes Land. Bürgerkrieg und Gewaltakte an Menschen haben es verstümmeln lassen. Die Erlebnisse sind jedem Einzelnen ins Gesicht geschrieben, egal ob Erwachsene oder Kinder.
Einfachen Beinbrüchen folgt teilweise eine Amputation, da die medizinische Versorgung nicht gewährleistet ist bzw. nur weit in der nächsten Stadt Behandlungen erfolgen kann. Wer kann sich das leisten?
Eine Amputation bedeutet für die Betroffenen Ausgrenzung aus der Gesellschaft, keine Teilhabe mehr, am Rande der Gesellschaft dahinvegetieren, kein Lebensunterhalt, selbst die Familie wendet sich in manchen Fällen ab.
Die Reise wurde sehr eindrucksvoll geschildert, u. a. mit einem kurzen Film über die Arbeit des Vereins „Pro Uganda – Prothesen für ein neues Leben“, in dem auch Betroffene zu sehen waren.
Während des Films war eine seltene Betroffenheit zu spüren. Der Raum war beklemmend ruhig. Wir alle haben eigene Erfahrungen mit der Amputation von Gliedmaßen gemacht und wissen nur zu gut, wie es in den Menschen aussieht.
Jedoch wissen wir, wir bekommen die notwendige Versorgung und die richtigen Passteile!
Umso schöner war der weitere Bericht, wenn von tollen Erfolgen die Rede war. Wenn Frauen, Männer, Kinder mit Prothesen versorgt wurden und freudestrahlend laufen konnten.
Sie waren wieder ein Teil der Gesellschaft. Sie waren wieder hergestellt – sichtbar.
Wow, was für ein Vortrag. Er ging unter die Haut – sehr nah.
Vorträge machen Hunger.
Weiter ging es ins Weingut Pfennig und wir verweilten ziemlich lange bei feinen Gerichten, lecker für Augen und Magen sowie dem ein oder anderen guten Tropfen ;-).
Vortrag über Notfall-Vorsorge
Am nächsten Morgen, Samstag, 14.09.2019, ging es um 10 Uhr weiter mit einem nicht weniger interessanten, aber eher sachlichen Vortrag.
Notfallvorsorge war das Thema des Vormittags. Bernd Adams ist Oberfeldarzt der Reserve beim Sanitätsregiment 2 (Westerwald) und in der zivil- militärischen Zusammenarbeit in einem der Kreisverbindungskommandos des Landeskommandos Rheinland- Pfalz eingesetzt.
Bernd Adams informierte uns kurz über die Hauptaufgabe dieser Verbindungskommandos, die bundesweit in jedem Landkreis bestehen, nämlich die fachliche Beratung ziviler Behörden und Hilfsorganisationen des jeweiligen Landkreises (z.B. Feuerwehr, technisches Hilfswerk, Rettungsdienste) über Möglichkeiten der Unterstützung mit Material und Personal der Bundeswehr in Katastrophenfällen.
Am Beispiel eines großflächigen, länger dauernden Stromausfalls erläuterte uns Bernd Adams nicht nur die Gründe für die zunehmende Wahrscheinlichkeit eines solchen "Blackouts", sondern zeigte auch, wie groß unsere Abhängigkeit von einer stets verfügbaren Stromversorgung in unserer modernen Gesellschaft geworden ist. Elektrizität durchdringt mittlerweile alle Bereiche des täglichen Lebens, und ihr Fehlen führt eben nicht nur dazu, dass die Lampen in der Wohnung nicht mehr leuchten, sondern verursacht auch den Ausfall von Dingen, an die man nicht sofort denkt: ohne Strom bleiben auch Gas- und Ölheizungen kalt, der Kühlschrank wird warm, Telefon und Internet über Festnetz funktionieren nicht, das Mobilfunknetz bricht nach kurzer Zeit ebenfalls zusammen, die Supermärkte schließen, da die Scannerkassen nicht mehr funktionieren und die Kühlware verdirbt, an den Tankstellen können die Zapfsäulen keinen Kraftstoff mehr pumpen, der Geldautomat in der Bank rückt kein Bargeld mehr heraus, im Fernsehen kommt auch nichts mehr....und schon ist die Katastrophe da!
Im zweiten Teil seines Vortrages gab uns Bernd Adams eine Vielzahl an praktischen Anregungen mit auf den Weg, wie sich jeder mit mehr oder weniger geringem Aufwand gegen ein solches Ereignis wappnen kann: LED- Campinglaternen statt der "romantischen", aber "brandgefährlichen" Kerzen, einen kleinen Gas- oder Spiritus- Campingkocher (aber mit einem Feuerlöscher oder einer Löschdecke griffbereit daneben!), ein batteriebetriebenes Radio, um wichtige Meldungen nicht zu verpassen, und natürlich für ein paar Tage ausreichende Vorräte an Trinkwasser und haltbaren Lebensmitteln.
Da ein längerer Stromausfall aber auch zum Ausfall der Leitungswasserversorgung führen kann, sollte auch an Brauchwasservorräte gedacht werden, um eine wenigstens minimale Körperhygiene zu ermöglichen. Die Badewanne volllaufen lassen oder Kanister befüllen, bevor es aus dem Wasserhahn nur noch tröpfelt, oder auch "Trockentoiletten" aus dem Campingbedarf können hier gute Dienste leisten, wenn die Klospülung nicht mehr geht....
Für "Fortgeschrittene" gab es auch Tipps hinsichtlich Notstromaggregaten, Photovoltaikanlagen und "unterbrechungsfreien Stromversorgungen" für Telefon und Internet.
Bernd Adams betonte aber auch immer wieder, wie wichtig eine funktionierende Nachbarschaftshilfe in solchen Situationen ist, von der ja nun Menschen mit behinderungsbedingter Mobilitätseinschränkung im besonderen Maße betroffen sind.
Weiterführende Schriften, zur individuellen Vorsorge wärmstens empfohlen, finden sich hier (Links):
Broschüren Stromausfall und Selbsthilfe
Erreichbarkeit bei Stromausfall
Eine App fürs Smartphone (NINA)
Dieser Vortrag war sehr aufschlussreich und hat so manchen von uns die eigene Vorsorge überdenken lassen.
Wir bedienen uns nach diesem Notfall-Vormittag am reichlich gedeckten Büffet der Schweinothek :-).
Stoffwechselaktivierende Ernährung
Nach all der Köstlichkeiten geht es weiter mit … Ernährung.
Gerda Jochim, Ernährungscoach (https://www.esspunkt-richtig.de), zeigt uns auf, wie wir gesund schlemmen können und dabei unsere Gesundheit unterstützen. Stoffwechselaktivierende Ernährung gerade für Menschen mit Handicap. Wir alle wollen mobil sein und bleiben.
Ohne Stoffwechsel geht gar nichts. Die Versorgung aller Organe unseres Körpers wäre nicht gewährleistet. Der Stoffwechsel hängt eng mit dem Säure-Basen-Haushalt zusammen. Wie funktioniert dieser und wie erkenne ich einen blockierten Stoffwechsel?
Eine gute und sichere Methode ist die Messung des pH-Wertes vom Urin. Dafür gibt es in der Apotheke Messstreifen. Anhand der aufgeführten Farbskala kann jede/jeder erkennen, ob sich die Werte im „blauen“ Bereich bewegen. Denn Blau ist gesund ;-)
Übergewicht. Wer hat nicht ab und an damit zu kämpfen. Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat es und wie kann ich mit der Ernährung vorbeugen. Die LOGI Methode ® entführt uns in eine ausgewogene Ernährungsweise, bei der es keine Verbote gibt. Essen bis zum Sattsein, auch die kleine Nascherei ist erlaubt. Essen ist Lebensqualität und Wohlgefühl.
Gerda Jochim zeigt uns anhand von Fotos die bunte Vielfalt auf dem Teller. Spätestens hier wird klar, dass die LOGI Methode ® alltags- und familientauglich ist. Selbst für Vegetarier ist diese Ernährung ausgewogen, wenn die Eiweißversorgung aus dem pflanzlichen Bereich aufgewertet wird.
Zur Umsetzung zu Hause gibt es Informationen und natürlich ein paar Rezeptideen.
Dies waren die vorletzten Informationen an diesem Tag. Zuerst muss sich all das Wissen wieder bei einer Tasse Kaffee draußen in der Sonne am Gartentisch setzen.
Einblicke in die artgerechte Haltung der vom Aussterben bedrohten Schweinerasse „Bunte Bentheimer“
Zu guter Letzt gab uns Maren Bornheimer-Schwalbach von der Schweinothek (https://www.bio-schweinothek.de) Einblicke in die artgerechte Haltung der vom Aussterben bedrohten Schweinerasse „Bunte Bentheimer“. Wie sie und ihre Familie dazu kam, Schweine artgerecht zu züchten, den Bio-Weinbau der Eltern weiterzuführen, beide ihre Berufe aufzugeben, um die Schweinothek zu eröffnen und bis alles so weit war, wie es jetzt ist. Eine aufregende Geschichte liegt hinter ihnen. Der Erfolg kürt das Ganze.
Praxisnah schauen wir uns die Bunten Bentheimer in den Gehegen zwischen den Weinbergen an. Schön in Grüppchen aufgeteilt, jeder Wutz hat sein Plätzchen und seinen Futtertrog. So ist es wirklich.
Bernd Bornheimer-Schwalbach erklärte uns vor Ort genau, warum er so mit seinen Schweinen, dem Betrieb und der Familie – alles in allem – glücklich ist. Die Fürsorge für jedes Tier, genauso die Fürsorge für die Familie, aber auch die Flexibilität für Spontanes, halten ihn und seine Frau fest auf ihrem Weg.
Den Bunten Bentheimern werden die einzelnen Futtertröge gefüllt, vom Chef persönlich und mit viel Hingabe. Schwein gehabt.
Die Zeit ist verflogen, wir brechen auf und blicken auf schöne zwei Tage zurück.